Server-Betriebssysteme: Historie und aktuelle Situation

Ein Betriebssystem dient in erster Linie als Vermittler zwischen den Ressourcen des Computers und den laufenden Anwendungen. Aufgrund der Anforderungen, die Server an ihrem Betriebssystem stellen, eignen sich einige Systeme besser als andere, weshalb man diese auch als Server-Betriebssysteme bezeichnet. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Anfänge der Betriebssysteme, über die ersten Vertreter in Serverumgebungen und welche Server-Betriebssysteme am bedeutendsten sind.

Von textbasierten Benutzerschnittstellen zu komplexen Programmsystemen

1974 erschien das von Gary Kildall entwickelte Betriebssystem CP/M auf Diskette. Es gilt heute als das erste PC-Betriebssystem für den Heimgebrauch, da das wenige Jahre zuvor veröffentlichte Unix in seinen Anfangsjahren nur in sehr spezialisierten Anwendungsbereichen, vor allem an Universitäten und in Forschungseinrichtungen, eingesetzt wurde. CP/M, ursprünglich ein Akronym für Control Program/Monitor (dt. „Steuerprogramm/Überwacher“), hatte mit dem Basic Input/Output System (BIOS) eine standardisierte Hardware-Schnittstelle und konnte daher für verschiedene Computer genutzt werden. Über den Kommandozeileninterpreter CCP (Console Command Processor) konnte das System Befehle des Users entgegennehmen und ausführen.

CP/M ist außerdem das einzig nennenswerte Disc Operating System (DOS) für Microcomputer vor 1980 und damit Vorbild für eine Systemidee, die in den Folgejahren zur dominanten Administrationslösung werden sollte.

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Dabei war DOS lange Zeit kein einheitliches Betriebssystem, sondern vielmehr ein Konzept, das verschiedene Anbieter aufnahmen und auf ganz unterschiedliche Art und Weise umsetzten. Letztlich setzte sich das bestens bekannte MS-DOS von Microsoft durch, das auch in vielen weiteren Windows-Versionen (bis Windows 98) eine elementare Rolle spielte.

Was DOS für die damaligen IBM-Computer war, war „System“ – das 1996 in Mac OS umbenannt wurde – für Apple-Computer. Das Betriebssystem wurde bei der Veröffentlichung des Apple Macintosh im Jahr 1984 mit einer grafischen Benutzeroberfläche ausgeliefert, die mithilfe der Maus bedient werden konnte. Ein Jahr zuvor hatte Apple schon ein ähnliches Betriebssystem mit dem Namen Lisa OS für den Apple Lisa verwendet, dessen Vertrieb aufgrund des stolzen Preises von 10.000 Dollar allerdings relativ erfolglos blieb.

Microsoft macht mit Windows das Rennen auf dem Heim-PC, Linux erobert das Serverumfeld

Es dauerte bis zum Jahr 1993, dass Microsoft mit dem Windows-Server-Betriebssystem Windows NT 3.1 die passende Antwort auf das Vorpreschen von Apple lieferte. Bis dahin war der Software-Hersteller nur mit der Windows-3.0-Grafikoberfläche für MS-DOS relativ erfolgreich gewesen. Auch wenn sich das NT-System, das in einer Workstation- und einer Servervariante veröffentlicht wurde, nicht auf dem Markt durchsetzen konnte, nutzte Microsoft den verwendeten Kernel als Grundlage der meisten Nachfolge-Versionen (2000, XP, Vista, 7, 8, 10).

Eine Ausnahme bildete einzig die – für den Privatgebrauch produzierte – Windows-9x-Serie, die weiterhin auf MS-DOS basierte, einen eigenen 32-Bit-Kernel implementiert hatte und 1995 unter dem gut bekannten Namen Windows 95 den endgültigen Startschuss für den unvergleichbaren Erfolg der Windows-Systeme im Privatsektor gab. Weitere Vertreter dieser Linie waren Windows 98 und die Millennium-Edition, die gleichzeitig das Ende dieses Systemzweigs bedeutete.

In Sachen Server-Betriebssysteme mischte plötzlich jedoch eine weitere Alternative mit, die dem Server-Urgestein Unix nachempfunden war: Linux. Nur kurzzeitig proprietär angeboten, wurde der eingesetzte Linux-Kernel 1992 unter der freien GPL-Lizenz zur Verfügung gestellt, was ihn für eine große Zahl von Entwickelnden interessant machte und seine Verbreitung begünstigte.

In Kombination mit Hilfssoftware entstanden verschiedene sogenannte Distributionen wie Yggdrasil Linux oder Slackware, die als komplettes Betriebssystem dienten und wie der Kernel selbst keine Kosten verursachten. Die Linux-Distributionen waren also einerseits kostenlos, andererseits vollkommen flexibel einsetzbar, da sie mit dem entsprechenden Know-how wunschgemäß angepasst bzw. erweitert werden konnten. Zusammen mit der erstklassigen Rechte- und Systemverwaltung wurden sie daher für viele Administratoren schnell zur präferierten Serverlösung, vor allem in der Webentwicklung – ein Zustand, der bis heute währt.

Tipp

Unser weiterführender Artikel Unix vs. Linux stellt die beiden Server-Betriebssysteme gegenüber und erklärt Ihnen die entscheidenden Unterschiede.

Server-Betriebssystem heute: Die Qual der Wahl

Heute ist das Internet zunehmend ein Sammelbecken für Webprojekte aller Art, die aktiv von der Internetgemeinde erzeugt und mitgestaltet werden. Egal, ob ein Blog betrieben, eine gewöhnliche Website gepflegt oder eine Webanwendung angeboten wird, hinter all diesen Projekten steht ein Webserver, der mithilfe eines Betriebssystems zum Laufen gebracht und verwaltet wird.

Folgerichtig muss man die grundsätzliche Wahl treffen, ob man die Zusammenstellung der Hosting-Umgebung in die eigenen Hände nimmt oder das Hosting lieber einem Anbieter überlässt. Im Anschluss sieht man sich zahlreichen Möglichkeiten gegenüber.

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Die tragende Rolle spielt auch heute noch Linux: Über die Hälfte der unixoiden Systeme, die laut W3Techs bei rund zwei Dritteln aller Webprojekte zum Einsatz kommen, sind Linux-Distributionen. Besonders beliebt sind die Distributionen Ubuntu und Debian, gefolgt von CentOS; seltener verwendet, aber ebenfalls erwähnenswert sind Red Hat, Gentoo, Fedora und SUSE.

Der größte Konkurrent der Unix- bzw. Linux-Server-Betriebssysteme kommt weiterhin aus dem Hause Microsoft, das seit 2003 innerhalb der NT-Serie auch die spezifische Windows-Server-Edition im Angebot hat.

Wie Sie auch in unserem Ratgeber zum Thema Linux vs. Windows als Webhosting-Lösung nachlesen können, lassen sich bei den heutigen Systemen für Server kaum mehr entscheidende qualitative Unterschiede ausmachen. Oftmals geben stattdessen der Kostenfaktor oder die persönlichen Vorlieben der Nutzenden den Ausschlag für die Entscheidung. Die folgende Tabelle gewährt Ihnen einen Überblick über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede drei besonders gut geeigneter Server-Betriebssysteme:

Windows Server Debian Red Hat Enterprise Linux (RHEL)
Homepage microsoft.com debian.org redhat.com
Herausgeber Microsoft Debian-Projekt Red Hat
Erste Veröffentlichung 2003 1993 2002
Abstammung Windows NT Linux Red Hat Linux / Fedora
Kostenpflichtig ja nein ja
Standard-UI ModernUI - GNOME
Update-Intervall - ca. 24 Monate 6–12 Monate
Langzeit-Support ja ja ja
Standard-Paketverwaltung OneGet (nur neuere Versionen) Dpkg, APT RPM, yum

Windows Server

Bei der Wahl zwischen Windows Server und einem Linux-basierten Server-Betriebssystem treffen teilweise dieselben Faktoren zu wie bei der Wahl zwischen Windows und Linux als Desktop-Lösung. Hardware-Treiber sind in der Regel für Windows Server schneller verfügbar als für Linux. Allerdings ist Windows Server etwas anfälliger für Malware und andere Sicherheitsrisiken. Zudem unterstützt die Desktop-Version von Windows Server 2022 nur das x64-Anweisungsset (auch x86_64, AMD64).

Da Linux unter den Server-Betriebssystemen einen höheren Marktanteil genießt als bei Desktop-Rechnern, sind die allermeisten serverrelevanten Software-Pakete auch für Linux verfügbar. Die Auswahl an verfügbaren Software-Paketen ist bei der Wahl zwischen Linux und Windows Server also weniger bedeutend als bei der Auswahl eines Desktop-Betriebssystems.

Von der grafischen Benutzeroberfläche her ist Windows Server sehr ähnlich zur Desktop-Version des Betriebssystems. Das Server-Betriebssystem richtet sich also hauptsächlich an Nutzende, die Microsoft-Betriebssysteme und Software favorisieren und auch bei der Serververwaltung nicht auf Windows verzichten wollen.

Debian

Debian zeichnet sich als Server-Betriebssystem vor allem durch seine Stabilität und Sicherheit aus. Die Sicherheits- und Stabilitätsanforderungen, die sowohl an das Betriebssystem als auch seine Software-Pakete gestellt werden, sind bei Debian viel höher als bei nahezu jedem anderen Linux-Server-Betriebssystem. Aus diesem Grund wird Debian oft als Quellcodebasis für andere Linux-Distributionen verwendet, wie zum Beispiel Ubuntu. Die hohen Anforderungen an Stabilität und Sicherheit bringen aber auch den Nachteil mit sich, dass sehr viele für Debian verfügbaren Software-Pakete schon Monate oder Jahre alt sind.

In Sachen Kompatibilität ist Debian auch ganz an der Spitze. Das Betriebssystem unterstützt viele Prozessor-Architekturen, inklusive x86, PowerPC und MIPS (alle sowohl 32- als auch 64-bit). Darüber hinaus werden ARM64, Armel, HPPA/PA-RISC und S/390x offiziell unterstützt. Im Software-Bereich sieht es ähnlich aus – Debian nutzt Dpkg sowie den APT-Paketmanager (wie Ubuntu) und wird oft auch als „Meta-Distribution“ bezeichnet. Als Meta-Distribution ist Debian für diverse Zielgruppen interessant – ob für Privatpersonen oder Profis.

Red Hat Enterprise Linux (RHEL)

Red Hat Enterprise Linux (RHEL), das kommerzielle System des Herausgebers Red Hat, ist speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen ausgerichtet, bietet Stabilität und genießt die Unterstützung diverser unabhängiger Software-Hersteller. RHEL zeichnet sich vor allem durch seinen Support aus – jede Version des Server-Betriebssystems genießt mehr als 10 Jahre Langzeitsupport. Dazu bietet Red Hat einen umfassenden Support für seine Unternehmenskunden und -kundinnen. In Sachen Support unterstützt RHEL sowohl gängige als auch spezialisierte Prozessor-ISAs, inklusive x86_64, PowerPC, IBM Z und ARM64.

Tipp

Im Gegensatz zu den meisten Linux-Distributionen ist RHEL nur kostenpflichtig erhältlich. Nutzende, die eine kostenlose Alternative suchen, sind auf die Dsitribution CentOS angewiesen, welche in vielen Aspekten identisch zu RHEL ist.

Weitere beliebte Server-Betriebssysteme

Natürlich gibt es zahlreiche weitere Linux-Distributionen, die auch für den Einsatz als Server-Betriebssystem gut geeignet sind. Das Debian-Derivat Ubuntu z. B. hat zwar nicht den gewaltigen Funktionsumfang seines Vorbilds, ist aber genau aus diesem Grund schnell und unkompliziert eingerichtet und wartet mit nützlichen Hilfestellungen beim Umstieg von Windows oder anderen fremden Betriebssystemen auf.

Im Gegensatz zu RHEL können die Vorlage Fedora und das Derivat CentOS kostenfrei genutzt werden, besitzen aber logischerweise nicht den gleichen umfassenden Support und Sicherheitsstandard. Fedora zeichnet sich dafür insbesondere durch den stets aktuellen Software-Stand aus, was für viele Entwickelnde einen großen Vorteil darstellt. Wer sein Linux-System ganz individuell zusammenstellen möchte, trifft mit dem updatefreudigen Gentoo eine gute Wahl. Das System ist allerdings, nicht zuletzt aufgrund des fehlenden Langzeitsupports, der auch Fedoras größter Nachteil ist, nur bedingt für langfristige Projekte geeignet.

Tipp

Sie haben sich für Linux entschieden, wissen aber nicht welche Distribution Sie wählen sollen? Einen ausführlichen vergleich der Linux-Server-Distributionen finden Sie in unserem weiterführenden Artikel.