Augmented Reality: Wie Pikachu dem E-Commerce hilft

Über 75 Millionen Downloads in weniger als drei Wochen – das Mobile-Game Pokémon Go konnte alle Rekorde brechen. In den Medien fand man ein riesen Presseecho zu dem Spiel und der weltweiten Jagd nach Shiggy, Glumanda und Co.

Immer wieder spricht man auch vom Durchbruch im Bereich Augmented Reality – dabei ist die Technik, die hinter Pokémon Go steckt, keineswegs neu. Schon seit Anfang der 90er-Jahre verwendet man das Prinzip der Augmented Reality in der Industrie. Pokémon Go hat es allerdings geschafft, die sogenannte erweiterte Realität an den privaten Nutzer zu bringen und über Smartphone oder Tablet für jeden zugänglich zu machen.

Natürlich bietet der Bereich Augmented Reality online ein großes Marketingpotenzial. Besonders im E-Commerce gab es in den vergangenen Jahren schon einige interessante Ansätze: von virtuellen Möbelgeschäften bis hin zur Brillenanprobe via Webcam. Und angesichts des Aufschwungs der Augmented Reality sollte die Industrie solche Ansätze intensiv weiterverfolgen. Nutzen Unternehmen den Hype und die gegenwärtige Offenheit der User für Augmented Reality, so können sie dadurch neue Kundengruppen erschließen.

Definition: Was ist Augmented Reality?

Augmented Reality bedeutet übersetzt so viel wie erweiterte Realität. Bezeichnet wird damit in der Regel die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Während der Nutzer bei der Virtual Reality (virtuellen Realität) vollständig in eine digitale Welt eintaucht, wird bei der Augmented Reality die Realität praktisch um digitale Inhalte ergänzt bzw. erweitert. Beispielsweise durch:

  • die visuelle Darstellung von zusätzlichen Informationen in der realen Welt
  • die Ergänzung von Bildern oder Videos mit Zusatzinfos
  • die Einblendung von virtuellen Objekten

Reale Lebenswelten und digitale Komponenten verschmelzen

Virtuelle Elemente in realer Umgebung? Ein sehr simples Beispiel dafür, das die meisten kennen, bieten Sportübertragungen. Während einer Fußball-Übertragung im TV sieht man oft zusätzliche Informationen eingeblendet. Ob ein Ball nun abseits war oder nicht, ist heute schnell erkennbar, denn meist werden Abseitslinien und Torentfernungen einfach digital über das Bild gelegt. Und beim Skisprung legt man eine digitale Linie über das Bild, um zu zeigen, ob der Springer den Führenden übertroffen hat.

Um die Augmented Reality auch unterwegs mittels mobiler Endgeräte zu erleben, benötigt man in der Regel eine Kamera, Trackinggeräte und die passende Software. Der Einsatz ist in vielen Bereichen möglich, z. B. in der Industrie als Hilfestellung bei komplexen Arbeiten und Anwendungen oder im Militär und Katastrophenmanagement. Einem breiten Publikum wurde die Augmented-Reality, wie oben schon erwähnt, allerdings vor allem durch die Unterhaltungsbranche näher gebracht. Doch in der Architektur oder Medizin wird sie ebenfalls genutzt. Und natürlich hat auch die Werbeindustrie den Trend längst aufgegriffen.

Augmented Reality als neuer Impuls im Onlinemarketing

Im Marketing-Bereich hat man schon vor einigen Jahren erkannt, dass Augmented-Reality-Komponenten richtig eingesetzt einen Mehrwert für den Kunden darstellen. Und neue Impulse sind in diesem Bereich dringend nötig, denn es wird immer schwieriger, erfolgreich Kontakt zu potenziellen Kunden aufzunehmen bzw. Kundenbindungen zu pflegen. Das liegt unter anderem an der Flut von Werbebotschaften, die tagtäglich auf den Verbraucher einströmen. Nach und nach entwickelt sich so eine Abwehrhaltung gegen Werbung – im Online-Bereich spricht man auch von der sogenannten Banner Blindness. Zudem sind Stammkäufer heutzutage praktisch eine Rarität. Bei der großen Auswahl an Shops, Angeboten, Schnäppchen und Aktionen spielen Loyalität und Treue im Shopping-Usus der meisten Nutzer kaum noch eine Rolle. Man kauft dort, wo das beste Angebot wartet.

Der Konkurrenzkampf unter den Anbietern ist also Tag für Tag groß. Umso wichtiger ist es deshalb, innovative und außergewöhnliche Werbeformate zu bieten. Und hier kommt Augmented Reality ins Spiel. Die neuen Formate und Ideen wecken die Aufmerksamkeit der Kunden und bieten gleichzeitig wirklichen Mehrwert, unabhängig des Branchensektors. Wie untenstehender Infografik zu entnehmen ist, entfällt knapp die Hälfte des geschätzten Potenzials von Virtual- und Augmented-Reality auf den Entertainment-Bereich, während für Unternehmen und den öffentlichen Sektor ein VR- und AR- Marktvolumen von über 16 Milliarden US-Dollar vorhergesagt wird.

Klicken Sie hier, um die Infografik zu den Prognosen zu Virtual- und Augmented Reality herunterzuladen.

Wie wirkt Augmented Reality auf den Kunden?

Die Augmented Reality kombiniert die reale Lebenswelt mit digitalen Komponenten. Davon geht eine besondere Faszination aus. Und Marketing-Maßnahmen, die faszinieren, fallen auf und bleiben in Erinnerung. Doch neben der Aufmerksamkeit, die man durch den Innovationscharakter von Augmented Reality erreicht, öffnen sich dadurch auch ganz neue Wege der direkten Kundenansprache. Man hat als Marke oder Unternehmen die Möglichkeit, Informationen in Echtzeit in den Alltag der Kunden zu projizieren. Das ist eine große Chance, künftig noch unmittelbarer und persönlicher mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten.

Doch warum sollten Kunden diesen Eingriff in ihren Alltag zulassen? Weil sie einen Nutzen daraus ziehen können, wie die folgenden Beispiele aus dem Bereich E-Commerce zeigen.

Tipp

Wussten Sie es? Mixed Reality wird als Überbegriff gesehen, der unter anderem Augmented Reality und Augmented Virtuality umfasst.

Augmented Reality im E-Commerce

Das Prinzip der Augmented Reality kann ein Onlineshop nutzen, um das Kundenerlebnis zu optimieren. Eine Schlüsselrolle spielen dabei mobile Endgeräte. Kunden surfen und shoppen ohnehin vermehrt auf Smartphone und Tablet – bei der Suche nach Informationen im Netz haben die mobilen Geräte den Desktop-Computer schon längst überholt. Übers Smartphone erreicht man also eine sehr große Zielgruppe – es liegt somit nahe, dass der Mobile Commerce und Augmented Reality online künftig Hand in Hand gehen.

Doch zurück zu den Anwendungen an sich: Fast schon zu den Klassikern unter den Augmented-Reality-Onlineanwendungen im E-Commerce gehört die „virtuelle Anprobe“. Via Kamera überprüfen Nutzer, wie ausgewählte Produkte direkt am eigenen Körper aussehen würden. Allerdings besteht bei dieser Technik die Gefahr, dass die virtuellen Kleidungsstücke aufgrund falscher Größendarstellung unnatürlich wirken. Bei kleineren Accessoires funktioniert das Prinzip jedoch schon sehr gut, wie unter anderem Online-Optiker mit ihrer virtuellen Brillenanprobe beweisen:

Stöbert man in einem Brillen-Onlineshops, steht dem Nutzer oft die Option „Anprobe in 3D“ zur Wahl. Über eine Flash-Applikation wird der Service geladen und der Nutzer muss lediglich den Zugriff auf die Webcam erlauben. Brillen oder Sonnenbrillen platziert die Anwendung dann direkt vor die digitale Darstellung des gefilmten Gesichts.

Auch im Bereich Wohnen und Einrichten wird Augmented Reality bereits oft und sinnvoll genutzt. So hat IKEA schon 2013 begonnen, mit AR-Technik zu experimentieren. Das schwedische Möbelhaus ist ohnehin bekannt für eine innovative und kreative Marketing-Linie – somit ist es kaum verwunderlich, dass das Unternehmen diese moderne Technik sehr früh genutzt hat. Die Grundidee: Nutzer projizieren Möbelstücke maßstabsgetreu aus dem aktuellen IKEA-Katalog ins eigene Wohnzimmer, und sehen so, ob Sessel oder Beistelltisch im Raum auch wie gewünscht wirken.

Wie das funktioniert, zeigt das zugehörige Werbevideo des Konzerns:

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Mit Pair gibt es ein weiteres Programm, das mithilfe von Augmented-Reality-Technologien einen virtuellen Showroom schafft. Mit der iOS-App platziert der Nutzer 3D-Abbildungen von Möbeln in die eigenen vier Wände. Das Prinzip ist ähnlich wie bei IKEA, die technische Umsetzung aber noch ausgefeilter. Pair arbeitet mit verschiedenen Marken und Herstellern zusammen und verspricht, den Entscheidungsprozess der Kunden zu beschleunigen und damit Verkäufe durch das Augmented-Reality- Angebot zu steigern.

Pair stellt außerdem ein interessantes Tool für Innenausstatter und -Architekten dar. Mithilfe der App zeigt man Kunden vor Ort, wie die geplante Einrichtung ausschaut. Pair hilft somit, Ideen zu visualisieren und das geplante Raumkonzept greifbar zu machen.

Prognosen: Kein vorrübergehender Trend

Viele Stimmen aus der Digitalbranche bezeichnen Augmented Reality als den Marketingtrend der nächsten Jahre. Positive Zukunftsaussichten zeigt auch der 2015 veröffentlichte Deutsche-Bank-Research -Report.

Deutschland hat laut Untersuchungen aber noch Aufholbedarf, was die Augmented Reality betrifft, und liegt im internationalen Vergleich, vor allem gegenüber Nordamerika und Fernost, weit hinten. Dabei besteht durch vielfältige Einsatzmöglichkeiten ein großes Potenzial, vor allem in spezialisierten Feldern und Nischenmärkten Fuß zu fassen.

In jedem Fall lässt sich die Technik in vielen Bereichen des Lebens implementieren. Nachdem die Unterhaltungsbranche mit Apps wie Pokémon den Weg geebnet hat, wird man künftig verstärkt wirtschaftliche Vorteile aus der Technologie ziehen. Augmented Reality wird noch stärker in bestehende Systeme integriert und damit neue Werbemöglichkeiten geschaffen.